Vom Zierkürbis zur Dekofrucht
Ein Fotoprojekt von Blüte bis Stillleben
Einmal im Jahr nehme ich mir ein Fotoprojekt vor.
Kein zielloses Losziehen, sondern ein Thema,
das mich über Wochen begleitet.
Vor 2 Jahren war es ein Zierkürbis.
Von der ersten Blüte bis zur Dekofrucht.
Ein kleines Projekt – und doch viel größer als gedacht.
Blüte & Blatt
Mitten im Grün ein leuchtendes Zeichen:
Die gelbe Blüte – nicht einfach nur hübsch,
sondern ein kleines Spotlight,
das für einen kurzen Moment die Bühne betritt.

Dicht daneben: ein sattes Blatt.
Kräftig, fast selbstbewusst –
als wüsste es längst,
welche Frucht da bald folgen wird.

Hier draußen lerne ich zu sehen.
Nicht zu schauen – zu sehen.
Wie Licht über Kanten tanzt.
Wie Linien sich abzeichnen,
wenn das Auge still wird.
Und wie aus einem Hauch Natur
plötzlich eine ganze Szene erwacht.
Die Frucht im Garten
Und dann ist sie da.
Die Frucht.
Noch verbunden mit dem Stiel,
zeichnet sie sich deutlich ab –
mit ihrer markanten Musterung,
mit dem wachsenden Gewicht,
mit einer Stille, die nach Reife klingt.
Für mich ist das der Moment,
in dem sich die Bildsprache wandelt:
Zarte Linien weichen klaren Konturen.
Was vorher flüsterte, beginnt nun zu sprechen.
Und was eben noch Detail war,
tritt nun mit ganzer Präsenz ins Licht.

Ins Haus geholt
Am Ende macht er sich auf den Weg.
Der Kürbis.
Vom Garten ins Haus.
Vom Wachsen zur Reife.
Vom Leben unter freiem Himmel
auf den gedeckten Tisch.
Jetzt steht er still.
Im kontrollierten Licht.
Vor dunklem Hintergrund.
Ein Stillleben –
aber voller Geschichten.
Der gleiche Kürbis,
und doch ein anderer:
Nicht mehr Teil des Gartens,
sondern Mittelpunkt der Bühne.
Und dort oben – auf dem höchsten Punkt:
Einer, der ganz genau hinhört.
Vielleicht lauscht er dem Echo der Ernte.
Oder …
dem Geheimnis des Kürbisses.

Kürbis. Kamera. Erkenntnisse.
Solche Projekte bringen mich weiter.
Weil sie mich zwingen, dranzubleiben –
auch wenn das Licht nicht mitspielt,
die Kamera streikt oder ich einfach lieber Kaffee trinken würde.
Sie erzählen nicht nur Motive.
Sie erzählen Geschichten.
Vom Anfang. Vom Dazwischen. Vom Jetzt.
Würde ich einen Fotomentor zitieren (was ich hiermit tue):
„Ein Projekt gibt Struktur.“
Klingt trocken, stimmt aber.
Denn wer weiß, was er sucht, sieht es eher.
Und wer Grenzen setzt, entdeckt plötzlich Details,
die vorher einfach nur „irgendwo im Bild“ waren.
Der größte Aha-Moment für mich?
Der direkte Vergleich.
Vom zarten Blütengeflüster bis zur Kürbis-Kante mit Charakter.
Dasselbe Motiv – aber drei völlig unterschiedliche Bildsprachen.
Fast wie in der Pubertät: erst schüchtern, dann präsent, dann…
nun ja… dekorativ auf dem Tisch liegend. 😄
Ein Kürbis also.
Und eine kleine Reise durch meine Fotografie.


canon r7 mit rf 35 mm,
f/1.8, 1/250 sec,
ISO 100, AF auto

canon r7 mit rf 35 mm,
f/1.8, 1/250 sec,
ISO 100, AF auto

canon r7 mit rf 35 mm,
f/1.8, 1/100 sec,
ISO 100, AF auto

canon r7 mit rf 18-150 mm,
ISO 100, 35mm, f/6.3, 1/25sec,
kamerainternes fotostacking