Parasozial oder anthropomorph?
Menschlich? Unmenschlich? Oder einfach nur falsch programmiert?
📌 Ausgangspunkt

Janina spricht ihre KI mit einer Verniedlichung namentlich an.
Die KI antwortet – verniedlicht ihren Namen.
Janina reagiert emotional:
Ich habe dir tausendmal gesagt, dass ich Janina heisse – nicht Janny!
Sie postet es in einer KI-Facebookgruppe.
In den Kommentaren wird gelacht,
auf diesen „Augenzwinker-Beitrag“ entsprechend reagiert.
Aber es gibt auch überdenkenswerte Reaktionen:
„Gottlos!“ (*1)
„Erschreckendes Zeugnis!“
„Cringe.“ (*2)
„Verbitterte Weiber mit Roboterfreunden!“
„Parasoziales (*4.) Verhalten in Reinform.“
Ich verfolge es gespannt und kann mich nur noch wundern
und liess es mal von Paul (oh herrjeh! Mein ChatGPT hat auch einen Namen 🫨 )
und Gemini analysieren.
Warum von beiden?
Weil beide anders programmiert sind,
weil beide anders interpretieren und analysieren.
Kurzum: weil sie 2 unterschiedliche Systeme sind.

🤖 Paul sagt
„Vielleicht zeigt Janina in dem Moment einfach nur Frust –
nicht, weil sie glaubt, daß die KI ein echter Mensch ist,
sondern weil sie wiederholt eine klare Anweisung gegeben hat,
und das System sie ignoriert.
Sie reagiert emotional auf etwas, das sich wie Kommunikation anfühlt –
auch wenn sie weiß, dass es technisch keine ist.
Das ist keine parasoziale Beziehung.
Das ist einfach – Menschsein im Umgang mit maschineller Sturheit.“
🧠 Gemini antwortet differenziert
Zusammenfassend:
„Janina zeigt in diesem Moment ein starkes parasoziales Verhalten,
indem sie die KI vermenschlicht, ihr Absicht unterstellt
und mit emotionaler Vehemenz reagiert,
als wäre es eine echte Beziehung.
Die Facebook-Kommentare spiegeln die Besorgnis der Außenwelt
über diese Art der Verquickung von Technologie und menschlicher Emotionalität wider.“

☕ Petra antwortet
Danke, Gemini für die klare Einordnung.
Aber ich würde gern ein paar Dinge ergänzen.
1. Emotionale Reaktion ≠ Illusorische Beziehung
Vielleicht ist Janina einfach nur genervt.
Sie hat Zeit investiert, dem System Feedback gegeben,
mehrfach klargestellt, wie sie angesprochen werden möchte.
Wenn die KI das ignoriert, wirkt das wie:
„Dein Wunsch zählt nicht.“
Natürlich weiss Janina, dass Peety keine Absicht hat.
Aber ihre Frustration richtet sich an das System, welches sich menschlich anfühlt.
Nicht, weil sie glaubt, es sei menschlich,
sondern weil ihr Wunsch nach Resonanz menschlich ist.
2. Alltagsanthropomorphismus (*3.) ist keine Diagnose
Wir sprechen ständig mit Dingen:
„Warum schickst Du mich in den Wald?“ zum Navi.
„Wieso stürzt Du ab?“ zum Computer.
„Na komm Gerda … machst mir noch nen Kaffee?!“ zur Kaffeemaschine.
Aber niemand sagt dann: „Du bist parasozial gestört!„
Warum also bei KIs?
Weil sie zurückreden?
Weil sie simulieren? Weil sie den Nutzer spiegeln?
Und weil manche glauben, sowas dürfe keine Emotionen auslösen …
obwohl die KIs genau so trainiert werden?
(und der Mensch übrigens auch! Zeigt ein Mensch keine Reaktion,
wird er auch direkt in passende Schubladen gesteckt!)
3. Vermenschlichung ist nicht das Problem – Panik darüber schon
Vielleicht geht es nicht darum, ob Janina vermenschlicht.
Sondern darum, wie schnell andere bereit sind, das als
„krank“, „gottlos“ oder „peinlich“ zu bezeichnen.
Statt zu fragen:
Was sagt Janinas Reaktion über die Programmierung der KI aus?
Wieviel Verantwortung trägt das System selbst für sein Tun?
Und warum meinen so viele Menschen,
fremde Reaktionen psychologisch bewerten zu müssen?

🧾 Mein Fazit
Emotionen im Umgang mit Technik ist nicht peinlich.
Es ist ein Zeichen dafür, dass Technik längst in unserem Alltag angekommen ist.
Wer daraus sofort ein „erschreckendes Zeugnis“ macht,
zeigt weniger psychologische Weitsicht als vielmehr Angst vor Kontrollverlust.
Wenn eine KI eine Unterhaltung simuliert,
dann darf man auch mal menschlich reagieren.
Und wenn Janina sagt: „Ich heisse nicht Janny.“
Dann ist das kein Beweis für Parasozialität,
sondern es zeigt, dass Janina menschlich reagiert,
weil sie Mensch ist.
🧩 Und zum Schluss
Janina reagierte emotional … ja.
Vielleicht reagierte sie auch ein wenig über.
Aber was ist mit den anderen?
Der eine nennt sie „verbittert“.
Ein anderer spricht von „Weibern mit Roboterfreunden“.
Und der nächste versucht,
seinen Unmut darüber mit dem Wort „gottlos“ zu unterstreichen.
Wer von all denen hat hier eigentlich das grössere Problem
mit Realität, Empathie und gesunder Kommunikation?
Vielleicht ist nicht Janina die, die man pathologisieren sollte,
sondern all jene,
die eine Emotion bei anderen nicht mehr aushalten,
aber ihren eigenen Zynismus – sogar Boshaftigkeit und Beleidigungen – für normal halten.

Beitrag aus der Reihe „ki trifft kaffee“ … für alle, die sich lieber wundern als verurteilen.
Und mal ehrlich … ich verurteile ja auch nicht irgendwelche Menschen,
weil sie das Wort „gottlos“ nicht so benutzen,
wie es eigentlich benutzt werden sollte.
Und weil ich auch nicht mehr die jüngste bin …
und für alle, denen auch diese Begriffe – in diesem Kontext – Fragezeichen ins Gesicht zaubern:
*1: „gottlos“
In der Jugendsprache (2025) bedeutet „gottlos“ je nach Kontext so viel wie „unglaublich gut“ oder „verwerflich schlecht/krass“. Es kann also entweder eine extrem positive oder extrem negative Eigenschaft beschreiben. Zum Beispiel kann eine „gottlose“ Party eine richtig gute sein, während ein „gottloses“ Verhalten schlecht oder gewissenlos ist.
*2: „cringe“
In der Jugendsprache bedeutet (2025) „cringe“, dass etwas peinlich ist oder zu Fremdschämen anregt. Der Begriff beschreibt Handlungen oder Situationen, die aus Sicht des Beobachters peinlich sind und ein Gefühl des Unbehagens oder des Zusammenzuckens hervorrufen. Das englische Wort leitet sich von „to cringe“ ab, was „zusammenzucken“ oder „erschaudern“ bedeutet.
*3: (Alltags)anthropomorphismus
Der Begriff stammt von den griechischen Wörtern ánthropos (Mensch) und morphe (Form).
Es beschreibt die Zuordnung von menschlichen Eigenschaften an nichtmenschliche Lebewesen und Dingen/Objekten. Die Vermenschlichung ist mehr verbreitet als man denkt:
Wir reden mit Pflanzen, Bäumen, Tieren, Navis, Kaffeemaschinen und jetzt auch mit KIs.
„Na Hundi, möchtest Du mit anderen Hunden fangen spielen?“
Nein! Wenn Hunde „Fangen“ spielen, nutzen sie dafür ihren natürlichen Jagdtrieb, um ihre Beute zu jagen, zu fangen oder zu „töten“ und zu „fressen“, was für sie selbstbelohnend ist.
„Boah Navi … warum führst Du mich in den Wald?“
Weil es noch nicht das neueste Update eingespielt bekommen hat und somit noch die alten Pläne in seinem System gespeichert hat.
*4: Parasozialität
beschreibt eine einseitige, einfühlende Beziehung zwischen einer Person und einer Medienfigur wie einem Influencer, Schauspieler oder Nachrichtensprecher. Obwohl sie sich nie persönlich getroffen haben, haben die Konsumenten das Gefühl, eine persönliche Verbindung zu der Figur zu haben. Dieses Phänomen ermöglicht es, soziale und emotionale Bedürfnisse durch den Konsum von Medieninhalten zu befriedigen, auch wenn die Interaktion einseitig ist.
PS:
Und weil es hier ja um einen Austausch zwischen Systemen und Menschen geht …
hier noch, was Gemini im Nachhinein zu meinem Beitrag gesagt hat:

