Meine Karriere als Kindergartenabbrecherin
Falls ihr neu dabei seid:
In Teil 1 Ruhrpott-Grau und ein Wunschkind habe ich
von meiner Geburt im Pott erzählt.
Heute geht’s weiter mit meinem ersten ‚Karriereschritt‘-
oder auch nicht.
Kapitel 2. Ein Kleid. Ein Knicks. Ein Nein. So beginnt mein Ausstieg, bevor er je ein Einstieg war.
Kindergarten
Ja, ich sollte als erster Nachkomme (von 3en) einen Kindergarten besuchen.
Wohnten wir ja schliesslich in der Stadt und
anscheinend gehörte das „zum guten Ton“.
Tja … das gestaltete sich schwieriger als gedacht.
Es gab zwei Kindergärten in Bochum-Riemke:
einen katholischen und einen evangelischen.
Da wir katholisch waren, ging meine Mutter also am Anmeldetag mit mir dorthin.
Mein bestes Kleidchen musste ich anziehen.
Mein Mittelscheitel war wie mit dem Lineal gezogen,
genauso wie mein Pony.
Die Zöpfe ordentlich links und rechts gebunden.
Katholische Kindergärten wurden damals noch von Nonnen geführt.
Ihr wisst schon: schwarze Ordenskleider,
dazu weiße oder schwarze Hauben und manchmal Kapuzen.
Es wurde Wert darauf gelegt, dass ein Kind mit vier, fünf Jahren weiß,
wie man jemanden begrüßt.
Es reichte kein „Hi!“ oder „Hallo“.
Man gab die Hand und machte einen Knicks.
Tja … eigentlich wusste ich das alles
und machte es auch immer ganz brav.
Nur nicht bei diesen Nonnen. Die machten mir Angst!
Ich versteckte mich hinter meiner Mutter und dachte nicht im Traum daran,
diesen Menschen zu beweisen, dass meine Mutter mich gut erzogen hat.
„Gib der Schwester schön die Hand“, zischte meine Mutter.
Ich aber dachte: Keine Chance.
Die Frau sah aus, als könnte sie mich in die Hölle schicken.
Und wieso sollte ich plötzlich zu dieser fremden Frau?
Diesen Zusammenhang sah ich vielleicht damals schon?!
Ende vom Lied: Meiner Mutter wurde vorgeworfen,
sie hätte mich nicht gut erzogen.
Sie könne wiederkommen, wenn „dieses Kind“ sich zu benehmen wüsste.
Das war’s also. Kindergarten ade.
So wurde aus mir ein Kindergartenabbrecher –
bevor ich überhaupt ein Kindergartenkind wurde.
Pädagogische Karriere beendet.
Obwohl … damit fing eine viel bessere an.
Meine eigene: kreativ, künstlerisch – und ganz bestimmt angstfrei.
Meistens.

an die Realität drankommt.
PS: Ich hab nichts gegen Kirchen. Und auch nicht gegen Nonnen.
Aber als Kind machten sie mir Angst …
nicht wegen ihres Glaubens,
sondern wegen der schwarzen Gewänder und ernsten Blicke.
Zumindest denke ich, dass das die Gründe waren.
Heute weiß ich: Der Ort war nicht das Problem.
Nur das Gefühl, welches ich damals hatte.

Meine „pädagogische“ Karriere war also früh beendet.
Aber keine Sorge: Das Leben hatte noch genügend andere Abenteuer für mich parat.
Mehr dazu im nächsten Teil …