Gedankenpost. Kein leichter. Aber ein echter.
Manchmal schreibe ich nur für mich.
Weil es raus muss.
Weil ich sonst nicht weiter weiß, oder weil ich es einfach loswerden will.
Und manchmal schreibe ich,
weil ich weiß, dass andere ähnliche Geschichten kennen.
Vielleicht nicht exakt dieselbe – aber eine,
in der sich ebenfalls die Rollen verschieben.
In der plötzlich nichts mehr ist wie vorher.
In der man stark sein muss, obwohl man eigentlich selbst Halt bräuchte.
Dieser Text ist so einer.
Ein Gedankenpost, der nicht leichtfällt.
Aber vielleicht irgendwo da draußen jemandem gut tut.
Oder wenigstens ein stilles „Ich versteh dich“ ins Dunkel schickt.

Fast 50 Jahre gearbeitet.
Die Familie oft hintenan.
Kaum Fehlzeiten.
Grippe? Lungenentzündung? Bandscheibenvorfall?
Egal. Irgendwie ging’s immer.
Pflichtbewusstsein. Verantwortungsgefühl.
Aber kaum eines sich selbst gegenüber.
Und dann war er plötzlich da – der Zusammenbruch.
Absehbar, für alle.
Nur nicht für ihn.
Die Welt brach auseinander.
Der Körper übernahm das Kommando.
Dabei hatte er sich schon Jahre vorher gemeldet:
Schlaganfall. Herzinfarkt.
„Kleine Warnungen“, sagt man.
Aber er hörte nicht hin.
Jetzt musste er.
Schmerzen – rund um die Uhr.
Prognose: unheilbar.
Und dann begann erst der eigentliche K(r)ampf.
Ärzte. Krankenhäuser. Gutachter.
Alle paar Wochen neu.
Jede*r wollte mitreden.
Wollte beurteilen. Bewerten.
Also: wieder zum Arzt. Wieder zur Untersuchung. Wieder zur Bürokratie.
Für jemanden, der mit Papierkram zeitlebens auf Kriegsfuß stand:
die Hölle.
Aber ich war da.
Bin da.
Wir ergänzten uns schon immer.
Jetzt noch mehr.
Und plötzlich: Zukunftsangst.
Dienstwohnung heißt: wohnen, solange man im Dienst ist.
Das wussten wir.
Wir haben auf das Dienstende hingearbeitet.
Aber niemand ahnte,
dass es Jahre früher kommen würde.
Der Boden bricht weg.
Was jetzt? Wohin? Wie weiter?
Das Geld wird knapp.
Die Reserven, für später gedacht – sie schrumpfen.
Ich musste stark sein.
Ich bin stark.
Denn es hilft niemandem, wenn ich auch abstürze.
Und doch …
manchmal falle ich.
Für einen Tag, zwei.
Ins dunkle Loch.
Aber ich komme wieder hoch.
Ich krabble. Ich leuchte mir selbst.
Lichtblicke.
Unsere Kinder.
Großartig. Stark. Voll Liebe.
Wir lieben sie – das wussten wir.
Wissen wir.
Aber dass sie einmal uns Kraft und Mut geben würden …
das wussten wir nicht.
Sie tun es.
Ohne zu zögern. Ohne Bedingungen.
Und wir?
Wir sind einfach nur dankbar.

